Gehe einmal nicht in die LIDL-Filiale,
sondern direkt ins Paradies!

Samstag, den 23.4.2005, 12 Uhr

Frankfurter Tor, Fhain

 

 

Irgendwie und irgendwo hat man in der letzten Zeit schon einmal davon gehört: Der stark expandierende LIDL-Konzern macht europaweit und davon in rund 2.500 Filialen dieses Landes seinen Profit nicht nur mit ziemlich vielen SchnäppchenjägerInnen und BilligkonsumentInnen, sondern auch auf Kosten der Belegschaft. Junge hungrige und gut bezahlte Führungskräfte bespitzeln und schikanieren die VerkäuferInnen. Sind die einmal viel zu nett zu den KundInnen oder passen sie einmal für einen Moment nicht auf, werden sie auch schon gefeuert. Hartz IV sorgt auf seine Weise dafür, dass doch genug andere „draussen“ warten, um irgendwie den so frei werdenden Job zu ergattern.
Das ist alles kein großes Geheimnis und lässt sich sogar so in Unternehmergazetten nachlesen. Die in der Öffentlichkeit gegen LIDL erhobenen Vorwürfe spiegelten, so schreibt die Neue Züricher Zeitung in einem Stück brachialer Reporterprosa, doch im Grunde nur die bekannte Tatsache, dass, wer im Verkauf arbeite, dafür ein dickes Fell brauche. Und darüber hinaus seien die im Lidl-Konzern gegen seine Beschäftigten exekutierten „Kontrollen, Testkäufe und in seltenen Fällen auch eine Videoüber wachung (…) in der Branche üblich und gesetzlich zulässig.“ Ach was? Der Kapitalismus weiß sein Demuts- und Billiglohnregime auch noch in

Gesetze zu kleiden. Und das soll beruhigend sein zu wissen?
Nix da! Die LIDL-Gewaltverhältnisse gehören im Vorgriff auf eine bessere Welt gehörig durcheinander gebracht und geändert. Das meinen wir damit, wenn wir sagen: Gehe einmal nicht in eine LIDL-Filiale, sondern direkt ins Paradies!
Wer wir selber sind
Erstens sind die meisten von uns mehr oder weniger missgelaunt selber Lidl-KundInnen. Und zweitens steht in der schönen neuen Welt des Hartz IV-Arbeitszwangsregimes
sowieso an, auch in solchen scheiß Billig-Lohndiscoutern für grob ein Euro Stundenlohn Tüten packen zu sollen. Doch mit dem bisschen Kohle können weder wir noch die Lidl-VerkäuferInnen wirklich gut leben. Im Hartz IV-Armuts-regime sollen statt dessen alle individuell zusehen, wie sie klar
kommen.
Nix da! Unser Leben soll nicht bürgerlich und privat noch gar stumm und elend, sondern glücklich sein. So haben wir allen Grund uns zusammen mit den Lidl-VerkäuferInnen darüber zu freuen, wenn wir mit unseren Mitteln dafür sorgen, dass sie erheblich mehr Kohle auf die Tasche bekommen. Das nützt ihnen schon jetzt und bald auch uns, wenn wir bei Lidl im Hartz IV-Regime anzuheuern haben.
Aus allen diesen Gründen haben wir uns dazu entschlossen mit unseren vielgestaltigen Mitteln an dem umsatzstarken Samstag, den 23. April gegen den LIDL-Konzern einen exemplarischen Umsatzeinbruch herbei zu führen. So sieht der etwas andere Tarifkampf aus. Unsere politischen Forderungen sollen an diesem Tag u.a. sein:
Hohe Löhne und ein glückliches Leben heute, hier und jetzt und auch im Paradies und für alle!

Zur Hölle mit der LIDL-Konzernleitung!

Sofortige Verdoppelung der Stundenlöhne
für alle Lidl-Verkäu-ferInnen mindestens jedoch
die Anhebung auf die Höhe des Gehaltes der
jeweiligen FilialleiterIn!

Freie gewerkschaftliche und politische Betätigung für alle lohnabhängig Lidl-Beschäftigen!


Vollständige Entwaffnung der Security-SchergInnen!
Was wird passieren? Wir werden aktives KundInnen- und KonsumentInnenverhalten“ betreiben. Ein schönes soziales Fest irgendwo zwischen KonsumentInnenboykott, Konzernangriff und Vollversammlung im Kassenbereich. Zeit die gute alte Parole: „Drinnen und draußen – ein Kampf!“ wieder zu beleben! Was für eine gute Idee: Da wo unser Spaß anfängt, hört der für LIDL endlich auf!
Und wenn es natürlich auch das Recht von allen Menschen unterschiedlicher Weltanschauung und Herkunft ist, den ultrareichen Lidl-Konzern zu beklauen, wo immer das möglich ist, so wissen wir doch, das dafür die Bedingungen während unseres Aktionstages leider nicht eben günstig sind. Für den Fall, dass es die Ordnungskräfte selber sind, die an unserem großen Tag den umsatzstarken Filialbetrieb blokkieren, werden wir die eintreffenden düpierten Kunden über die Hintergründe dieses unverständlichen Verhaltens informieren.
Unser Verhältnis zu den VerkäuferInnen wird auch dann frei von jeder Art der Bevormundung, liebenswürdig und von zuvorkommender Freundlichkeit sein, wenn wir unter Umständen damit konfrontiert sein werden, dass sie uns an diesem Tag direkt ins Gesicht zu hassen haben. Was bleibt ihnen denn auch sonst bei ihren beschissenen und mies entlohnten Arbeitsbedingen übrig, in die sie sich durch die skrupellosen Hire-and Fire-Entlassungspraktiken der Lidl-Geschäftsleitung schlauerweise einzuschmiegen haben? Und trotzdem glauben wir unerschütterlich mit unseren bekannt gemachten Aktions-Forderungen im Sinne des Mescalero auf die „klammheimliche Sympathie“ aller Lidl-VerkäuferInnen rechnen zu können. Auch in diesem Sinne:


Liebe und Kabale nicht nur in der Lidl-Filiale

Die Überflüssigen (www.ueberfluessig.tk)


Startpunkt des LIDL-Aktionstages:
Samstag, den 23.4.2005, 12 Uhr, U-Bhf. Frankfurter Tor